Der beste Wettkampf aller Zeiten
Erste Analyse am Tag nach dem historischen WM-Finale
Bevor Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger, Montagabend WM-Siebenter in Budapest geworden, in den Lucky-Luki-Fanbus steigt und nach Hause fährt, stellt sich der 31-jährige Oberösterreicher noch einer ersten Analyse mit Coach Gregor Högler. Im Hintergrund laufen im TV die Highlights des Diskus-Finales. Die wichtigsten Zitate:
Lukas Weißhaidinger über...
... den Ausgang des Diskus-Finales: "Von den Top-Leuten hat keiner ausgelassen. Im Gegenteil. Es war der beste Wettkampf aller Zeiten - so gut waren die Top-4 bei einer WM noch nie. Wie Daniel (Stahl) im letzten Wurf noch Kristjan (Weltmeister Ceh) abhängt, das verdient höchsten Respekt. Aber so ehrlich muss man sein: So eine Spannweite wie die beiden, 2,23 bzw. 2,24 m, habe ich nicht (2,09). Sie haben die längeren Arme, sind um knapp 10 Zentimeter größer. Ihre Konstanz werde ich nicht erreichen. Aber ich glaube fest daran, dass ich sie an einem guten Tag schlagen kann. Wir werden nicht resignieren, soviel steht fest."
... seine sechs Finalwürfe: "Ich muss mit meiner Leistung und dem siebenten Rang nicht komplett unzufrieden sein. Die Würfe waren solide. Bei zwei Würfen wären auch die 68 m drinnen gewesen. Da entscheiden Nuancen, aber ich habe den Abwurf nie perfekt erwischt. Das lässt sich leider nicht erzwingen. Da geht's um Sekundenbruchteile..."
... Medaillen-Erwartungen: "Man kann uns nichts vorwerfen, weder Gregor noch mir. Wir haben im Vorfeld klar gemacht, dass ich nur Außenseiter bin. Von Medaillen-Erwartungen haben wir diesmal bewusst nicht gesprochen - und das hat sich letztlich bewahrheitet. Dass wir nach mehr streben, ist auch klar. Klar will ich noch mehr Medaillen holen."
... sein persönliches Ziel für die Olympischen Spiele 2024 in Paris: "Seit Montagabend wissen wir, dass man aktuell 69 m werfen wird müssen oder weiter, um eine Medaille zu holen. Darauf werden wir hinarbeiten. 3,31 m haben mir auf Bronze gefehlt. Das hört sich nach viel an. Ich sage: Das sind Nuancen. Mir fehlt nicht viel!"
... seine weiteren Saisonmeetings: "Drei Starts sind noch geplant: Am 1. September in Thum (GER), am 3.8. zu Hause bei mir in Taufkirchen, zur Eröffnung des Wurfzentrums, und am 10.8. in Zagreb. Taufkirchen ist für mich ein Highlight - das soll ein Volksfest werden und möglichst viele Kinder und Jugendliche anlocken. Ich habe ja fest vor, nach meiner Karriere als Trainer in Taufkirchen zu arbeiten."
Coach Gregor Högler über...
... übermächtige Konkurrenz: "So einen Wettkampf hat die Diskus-Szene noch nie gesehen. Ich habe mit Daniel (Stahl) und seinem Coach gesprochen - wir sind uns einig: Bei ein bisschen Wind wäre der Weltrekord möglich gewesen. Ich glaube, das war der beste Wurf, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Ich sage: Daniel und Kristjan haben bessere Hebel, ja, das stimmt. Aber Lukas kann sie bei einem Großereignis schlagen. Gestern war er weit weg, selbst der 6. Versuch, der übertreten war, hätte für eine Medaille nicht ausgereicht, wahrscheinlich nur für den 5. Rang."
... technische Möglichkeiten: "Mit Stahl und Ceh braucht sich Lukas nicht zu vergleichen. Die haben einen anderen Wurfstil, können sich auf ihre (besseren) Hebel verlassen. Unser Maßstab muss Alekna sein. Da muss ich klar sagen: Er ist mit der Hüfte viel aggressiver, natürlich bringt das Weite. Auch Luki wird das machen müssen - mit der Hüfte zur Schulter kommen. Auch wenn das weh tut und natürlich auch punkto Verletzungen riskanter ist. Wir werden das genau analysieren. Aber da sehe ich Möglichkeiten!"