"Berlin kann kommen!"

01. Juli 2018

Nach Rang 5 beim Diamond-League-Meeting in Paris: Lukas Weißhaidinger und Gregor Högler im Interview.

ÖLV-Diskus-Rekordhalter Lukas Weißhaidinger kann mit der Freiluftsaison 2018 bislang mehr als zufrieden sein. Nach den drei neuen ÖLV-Rekorden zu Saisonbeginn bzw. Platz 3 in der Jahres-Weltbestenliste darf sich der 26-jährige Oberösterreicher jetzt auch über einen Fixplatz beim Diamond-League-Finale Ende August in Brüssel freuen. Lukas Weißhaidinger und Coach Gregor Högler nahmen sich nach dem Diamond-League-Meeting in Paris Zeit für ein Kurz-Interview.

36 Zentimeter fehlten am Samstag auf Rang zwei, von Enttäuschung konnte dennoch keine Rede sein. Warum fühlt sich dieser 5. Platz so gut an?


Lukas Weißhaidinger: "Es war ein durchaus komischer Wettkampf. Alle Europäer stehen ja schon in der Vorbereitung für die EM Anfang August in Berlin, d.h. du trainierst im Moment eher Kraft und allgemeine Trainingsinhalte, Würfe sind im Moment die Ausnahme. Das richtige Timing ist zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich nicht vorhanden - da braucht es auch ein bisschen Glück. Dazu kam, dass gleich im 1. Durchgang das Wurfnetz aus der Verankerung gerissen wurde. Die Pause dauerte extrem lange, ein paar Minuten sah es so aus, als ob sie die Konkurrenz gar nicht zu Ende bringen würden. Da musst du locker bleiben. Ich hab' versucht über die Situation zu lachen. Es war kurios! Mein erster Wurf war dann auch wirklich nicht gut. Ab dem 2. Wurf kam der Rhythmus zurück. Was mir dieser Wettkampf gezeigt hat: In der Diskus-Weltklasse kann jeder jeden schlagen. Weltmeister Gudzius, Vize-Weltmeister Stahl und der WM-Dritte Finley haben es gestern nicht einmal unter die Top-8 geschafft, mussten vorzeitig ihre Sachen packen. Das gibt mir eine gehörige Portion Selbstvertrauen. Ich hab' im letzten Jahr als Neunter haarscharf das Diamond-League-Finale verpasst, diesmal klappt es mit dem Startplatz. Darauf lässt sich aufbauen. In Brüssel kannst du für den Sieg 50.000 Dollar verdienen. Ein schöner Anreiz!"


Gregor Högler: "Natürlich bleibt die EM in Berlin unser Saisonhöhepunkt, keine Frage. Das ist für die Weltrangliste der wichtigste Wettkampf, da geht's ums Prestige. Wir müssen aber natürlich auch aufs Geld schauen. Luki ist Leistungssportler, lebt vom Diskuswerfen. Da willst du natürlich beim höchstdotiertesten Bewerb des Jahres mit dabei sein!"


Das erste Saison-Drittel ist schon geschlagen. Wie sieht Eure bisherige Zwischenbilanz aus?

Weißhaidinger: "Ich habe heuer schon richtig weit geworfen, den Rekord auf 68,98 m geschraubt. Das liegt - um einen Vergleich herzunehmen - über der persönlichen Bestmarke von Rio-Olympiasieger Christoph Harting. Darüber hinaus habe ich mich auch in der Diamond-League etabliert. Ich bin der erste männliche ÖLV-Athlet , der sich für ein Diamond-League-Finale qualifizieren konnte. Das ist ein schönes Gefühl. Und ich hatte eigentlich in dieser Saison noch gar nicht viel Wettkampf-Glück. Öfters haben nur ein paar Zentimeter gefehlt. Hoffentlich kommt das Glück bei der EM in Berlin zurück."

Högler: "Bislang ist der Trainingsplan voll aufgegangen: Luki hat sich im Durschnitt um mehr als einen Meter gesteigert, ist noch konstanter geworden. Die neue Technik ist extrem stabil, seine Kraftwerte werden immer besser. In Paris hat er 2 Mal knapp übertreten, einmal ins Aus geworfen. Diese Würfe wären wohl noch weiter gewesen als Lukis Höchstweite (64,44 m). Das zeigt uns, dass die Kraft da ist, nur am richtigen Timing fehlt es mitunter noch. Dafür haben wir jetzt fünf Wochen Zeit. Anders ausgedrückt: Wir liegen absolut im Soll!"

Der nächste Wettkampf steigt erst am 18. Juli (Bellinzona/Sui). Wie läuft jetzt die weitere EM-Vorbereitung?

Högler: "Ab jetzt feilen wir an der richtigen Technik und am exakten Timing. Besonders wichtig: Luki hat im lädierten Knöchel keine Schmerzen mehr. Wir können also im Training richtig Gas geben, müssen keine Rücksicht mehr nehmen!"

Weißhaidinger: "Ich fühl' mich extrem gut, freue mich schon auf die nächsten Trainings-Wochen und auf die EM. Es läuft - Berlin kann kommen!"