Im Skype-Modus
Coach Högler coacht via Tablet
Um 09 Uhr ist das Stativ samt Skype-Verbindung aufgebaut. "Guten Morgen, Luki", spricht die Stimme aus dem Off. "Wir können starten, ich bin bereit", antwortet ÖLV-Diskus-Rekordhalter Lukas Weißhaidinger. Drei Stunden später ist das erste Skype-Training in Zeiten des COVID-Ausnahmezustandes vorbei. "Ich bin zufrieden. Das Training war wirklich qualitativ hochwertig", lobt der Coach. Sein 28-jähriger Schützling atmet tief durch und schildert dann seine ersten Eindrücke.
Skype-Training ist ja eigentlich gar nicht neu für Euch, oder?
Lukas Weißhaidinger: "Neu ist, dass wir es jetzt eine zeitlang täglich benutzen werden. Das Training heute hat sich ein bisschen wie Samstag angefühlt. Normalerweise, wenn ich am Woichenende nach Hause fahre, schaltet sich Gregor per Skype dazu. Jetzt wird das zur Regel.... Ungewohnt war, dass ich vor Nichte Leni davongelaufen bin, weil sie mich umarmen wollte. Sie ist 6, ihr muss ich erst erklären, dass wir jetzt Abstand halten."
Wie ernst nimmst Du die Warnungen?
Weißhaidinger: "Meine Oma Eva ist lungenkrank und Risikopatientin. Wir passen sehr genau auf, dass wir Distanz halten. Ich als Sportler bin es gewohnt, sehr genau auf meine Gesundheit zu schauen. Jetzt müssen wir eben auch auf die Gesundheit der anderen achten."
Wie lief das erste Skype-Training?
Weißhaidinger: "Diskuswerfen ist mein Beruf. Ich versuche, mein Training so konsequent wie möglich durchzuziehen. Auch wenn jetzt schon die ersten Meeting-Absagen kommen, wie Rehlingen zum Beispiel. Das tut mir leid. Ich wäre gerne dort gestartet, hab' nur gute Erinnerungen. In Rehlingen hab' ich meinen aktuellen österreichischen Rekord aufgestellt. Angesichts der weltweiten Krise rückt der Sport in den Hintergrund, sind persönliche Einschränkungen unumgänglich.Stichwort: #flattenthecurve. Zurück zum Training: Ich kontrolliere meine Würfe am Handy. Gregor gibt via Tablet seine Anweisungen. Natürlich ist es nicht ganz so, als würde er neben mir stehen. Aber wir können hochwertig trainieren. Im Moment werfe ich schwere Wurfgegenstände - mit einem Gewicht zwischen 4 und 7 kg. Das ist die letzte Phase, bevor wir dann aufs normale Diskuswerfen umsteigen und uns immer mehr auf die richtige Wurftechnik konzentrieren."
Du hast es erwähnt: Die ersten Meeting-Absagen trudeln ein. In anderen Sportarten steht der Spielbetrieb. In Italien kämpfen sie darum, die medizinische Versorgung möglichst schnell wieder in den Griff zu bekommen. Wie kann man sich da auf die Olympia-Vorbereitung konzentrieren?
Weißhaidinger: "Das eine ist: Sich selber und andere bestmöglich zu schützen. Die Bedrohung ernst nehmen. Bei uns in der Familie sind zum Glück alle gesund. Auch die Oma. Wir halten Abstand, gehen keine Risiken ein. Das gilt natürlich auch für die Zeit, wo ich beim Training bin. Aber natürlich läuft die Vorbereitung weiter: Ich gehe davon aus, dass die Leichtathletik-Saison trotz einzelner Meeting-Absagen im Großen und Ganzen über die Bühne gehen wird. D.h. ich bereite mich bestmöglich auf Olympia und auf die EM in Paris vor. Das ist meine Pflicht. Wie die Chancen stehen, dass beide Großereignisse stattfinden, lässt sich derzeit ohnehin nicht mit Bestimmtheit sagen. Also warten wir ab, machen das Beste aus dieser Situation. Die Ruhe, die ich jetzt hier in Taufkirchen habe, tut mir ausgesprochen gut!"