Keine Bezirksmeisterschaft
PARIS 2024: Medientermin im Austria House
Diskus-Hüne Lukas Weißhaidinger, frischgebackener Vize-Europameister, stand Samstagnachmittag im Austria House - gemeinsam mit 400-m-Spezialistin Susanne Gogl-Walli - den österreichischen Medienvertreter:innen Rede und Antwort. Ein Auszug der wichtigsten Aussagen:
Wie hast du die ersten 24 Stunden in Paris und im Olympischen Dorf erlebt?
Lukas Weißhaidinger: „Es passt alles, außer der Kartentisch im Aufenthaltsraum in unserem Apartment... der ist für meine Maße viel zu klein. Kein Wunder, dass ich nicht gewonnen habe. Also haben wir dann am Boden weitergespielt. Gewonnen habe ich trotzdem nicht. Also haben wir Bocca gespielt. Weil Freddy, der Physio, die Kugeln zu Hause vergessen hat, haben wir Socken zusammengebunden... Da war ich dann unschlagbar."
Wie gut ist deine aktuelle Olympia-Form?
Weißhaidinger: „Seit Rom haben wir sehr viel Feinschliff betrieben, an der Wurftechnik gearbeitet. Konkret an der Flugkurve, dass der Diskus möglichst lange in Balance bleibt und nicht wegkippt. Die Faustregel lautet: Je flacher der Flugwinkel, je schlechter ich den Diskus im Flug ausmachen kann, desto besser die Weite. Es war definitiv die richtige Entscheidung, ausgerechnet in der Olympiasaison die Technik auf mehr Speed und Kraft umzustellen. Vereinfacht ausgedrückt: Wir haben in den letzten Jahren, mit der alten Technik, die auf Hebelwirkung ausgelegt war, den Plafonds erreicht. Je mehr Kraft ich einsetzte, desto schwieriger wurde es. Das hat bei Großereignissen am Schluss nicht mehr funktioniert. Mit dem neuen Ansatz kann ich jetzt wieder volle Attacke reiten. Ich weiß seit Rom: Ich kann wieder mit den Besten mithalten. Das taugt mir!“
Die EM in Rom ist Geschichte, was wird es in Paris brauchen, um bei Olympia erfolgreich sein zu können?
Weißhaidinger: „Ein Schritt nach dem anderen: Jeder weiß von mir, dass die Qualifikation und ich keine Freunde sind. Ich tu‘ mir da immer ziemlich schwer. Du kannst eigentlich nur verlieren, nichts gewinnen. Ich möchte nicht Erster werden, aber hoffentlich auch nicht Zwölfter, das würde mir zu viele Nerven kosten. Am Montag heißt es noch, ja nicht zu viele Körner zu verbrauchen. Immer wieder erwischt es ein oder mehrere Favoriten. Das Ziel muss sein, ja nicht dazuzugehören. Im Finale wird man so um die 69 m werfen müssen, um in Richtung Top-3 schielen zu können. Eines ist auch klar: Olympische Spiele sind keine Bezirksmeisterschaft. Es muss am Tag X sehr viel zusammenpassen. Die drei Athleten, die am meisten ans Limit gehen, die Medaille am meisten wollen, die werden am Ende am Podium stehen. Ich werde in jedem Fall ans Limit gehen.“
Wie verbringst du die letzten Stunden vor der Qualifikation und dem Finale?
Weißhaidinger: „Gregor (Högler, Coach, Anm. d. Red.) würde meine Trainingspartnerin Vicky Hudson und mich am liebsten in einem Zimmer einsperren und erst zum Wettkampf rauslassen.
In Tokio waren wegen Corona keine Zuschauer:innen erlaubt. Das Stade de France ist in allen LA-Sessions ausverkauft. Wer ist aus deinem engsten Umfeld im Stade de France mit dabei?
Weißhaidinger: „Bei mir sind’s meine Eltern, Bruder Franz, Freundin Hanna, ihr Bruder Flo, um nur einige zu nennen. In Summe sind’s gut 15, die Karten ergattert haben. Manche haben auch nur Tickets fürs Finale bekommen. Das erhöht nochmal den Druck. Ich werde abliefern müssen.“