"Meine schwerste Prüfung!"

Eigentlich haben sie nach Tokio die Mission Gold ausgerufen. Lukas Weißhaidinger, Olympia-, WM- und EM-Bronzemedaillengewinner, seit Oktober 2019 ständig auf Rang 3 der Weltrangliste, und sein Erfolgscoach Gregor Högler. „Es soll in Zukunft eine andere Farbe werden als Bronze“, sagten sie. Bis 2024 stehen insgesamt fünf Großereignisse auf dem Programm (zwei Welt-, zwei Europameisterschaften und die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris). Zumindest bei einem der genannten Events will der 30-jährige Oberösterreicher den Titel holen, so der Plan.

„Es ist ein cooles Gefühl bei einer WM zu starten und zu wissen: Ich habe schon eine WM-Bronzemedaille. Das macht mich gelassener“, betont der ÖLV-Diskus-Rekordhalter. „Ich habe mich seit Tokio im Schnitt um zwei Meter pro Wettkampf gesteigert. Ich bin stärker denn je.“ Haken an der Sache: „Mit so einer starken Konkurrenz war ehrlich gesagt nicht zu rechnen. Wenn ich in Eugene eine Medaille holen will, dann wird das mit Abstand die härteste Medaille, die es bislang zu holen gab.“

Coach Gregor Högler hört zu und nickt: „Man muss nur auf die Welt-Jahresbestenliste schauen. Luki liegt mit seiner österreichischen Rekordweite von Eisenstadt von 69,11 m auf Rang fünf. Es wird ein Kampf um jeden Zentimeter.“ Der ÖLV-Sportdirektor spricht von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft: „Kristjan Ceh, mit seinen vier Saison-Siegen, seit letzter Woche an der Spitze der Weltrangliste, und Olympiasieger Daniel Stahl sind die zwei großen Titelfavoriten. Sie haben beide schon über 71 m geworfen. Die sind aktuell über alle anderen zu stellen, so ehrlich muss man sein. Dann kommen zumindest vier weitere Athleten, die auch jederzeit um 68, 69 Meter werfen können und um die Medaillen mitkämpfen. Neben Lukas sind das der 19-jährige Mykolas Alekna, sein Vater war Doppel-Olympiasieger, Ex-Weltmeister Andrius Gudzius, der Olympia-Zweite Simon Pettersson und der australische Olympia-Vierte Matthew Denny. Diese sieben Namen muss man auf der Liste haben. Die haben allesamt das Zeug, unter den Top-3 zu landen.“

Zwei Tage sind im Kalender rot angestrichen: Sonntag, den 17. Juli 2022, steigt in Eugene die Diskus-Männer-Qualifikation (17:05/18:30, Ortszeit, 2:05/3:30 früh MEZ, ORF Sport + berichtet zeitversetzt ab 09 Uhr), zwei Tage später das Finale der Top-12 (18:33 Ortszeit, 3:33 MEZ).

 

Aktuelle Quotes nach dem abschließenden Wurftraining:

Lukas Weißhaidinger über…

… die ersten Eindrücke von Stadion und Wurfkreis: „Das Stadion ist klein, aber fein, schnuckelig, würde ich sagen. Wenn man bedenkt, wie groß das Zuschauerinteresse hier ist, wären ein paar Sitzplätze mehr fein, aber das lässt sich nicht ändern. Die Stimmung wird sicher gut sein – vor 25.000 Zuschauern. Bei der Besichtigung des Wurfkreises musste ich kurz schlucken. Er ist noch glatter als bei Olympia in Tokio. Solche Wurfkreise sind die absolute Ausnahme, das gibt’s in der Diamond League nicht. Es besteht definitiv Rutschgefahr. Gut, dass wir auch am Nebenplatz einen sehr ähnlichen Wurfkreis haben. D.h. ich konnte mich mit den Bedingungen mittlerweile gut anfreunden. Ich freue mich auf Sonntag.“

… die Qualifikation: „Mein Freund wird die Qualifikation nicht mehr…. Das weiß man. Schließlich kann man in der Qualifikation nichts gewinnen, nur verlieren.“

… die Rahmenbedingungen: „Im Zimmer gibt’s keine Klimaanlage, d.h. wir schlafen bei 28 Grad oder mehr. Ideal ist das definitiv nicht. Und Wasserflaschen für Training und Wettkampf – mit kühlem Wasser – gibt es auch nicht. Das sind Dinge, die man bei einer WM schon für selbstverständlich erachten sollte. Schließlich werden von uns auch Top-Leistungen verlangt. Aber Jammern will ich nicht. Wir waren auf schwierige Verhältnisse vorbereitet. Das hat sich bewahrheitet. Die nötige Wertschätzung für Athletinnen und Athleten vermisse ich hier.“

Gregor Högler über…

… die Form seines Schützlings: „Lukas kann weit werfen, die Form passt. Er ist technisch noch stärker geworden. Ich hoffe, er qualifiziert sich locker fürs Finale. Auch die großen Favoriten wie Kristjan Ceh oder Daniel Stahl sind für Lukas an einem idealen Tag schlagbar.“

… die Verhältnisse in Eugene: „Die Stimmung bei uns ist gut, wir lassen uns nicht unterkriegen. Aber man muss schon sagen: Keine Klimaanlage in den Zimmern, kein kaltes Wasser…. Das sind wir selbst bei zweitklassigen Wettkämpfen gewohnt.“

 

WM, EUGENE 2022 (USA, 15. – 24.7.) – Zahlen & Fakten:

Die 18. Auflage der LA-WM (seit 1983 veranstaltet) ist zugleich die US-Premiere. 1972 AthletInnen aus 192 Nationen nehmen teil. An zehn Wettkampftagen stehen insgesamt 16 Sessions und 49 Medaillen-Entscheidungen auf dem Programm. Veranstaltungsort ist das 2018 neu-gebaute Hayward Field auf dem Campus der Oregon University. Das Stadion verfügt über ein (permanentes) Fassungsvermögen von 16.250 Personen, kann für die WM bis auf 25.000 aufgestockt werden (mit temporären Tribünen).

Die Diskus-Männer-Qualifikation ist am Sonntag, dem 17.7.2022, um 17:05 (Gruppe A) bzw. 18:30 Uhr (Gruppe B) Ortszeit, angesetzt. Von den 31 Teilnehmern aus 20 Nationen (3 x GER, JAM, USA, 2 x CHI, GBR, LTU, RSA, SWE, 1 x AUS, AUT, BEL, COL, CRO, CUB, CYP, CZE, IRI, ROU, SAM, SLO) qualifizieren sich die Top-12 für das Finale zwei Tage später (Dienstag, 18:33).

Für Lukas Weißhaidinger, 30, ist es die bereits vierte WM-Teilnahme nach Peking 2015 (Rang 20), London 2017 (9. – trotz Magen-Darm-Virus) und Doha 2019 (3.). Die Bronzemedaille vor drei Jahren war zugleich die erste ÖLV-Männer-WM-Medaille überhaupt – seit Einführung der WM im Jahre 1983. In Eugene wird Österreichs LA-Aushängeschild die Startnummer 1.554 tragen.

Foto-Copyright: ÖOC/Thomas Windestam