Tagwache um 4.40 Uhr

06. August 2018

Berlin im EM-Fieber und Lukas mittendrin

Morgen, Dienstag, geht die Leichtathletik-EM in Berlin mit den ersten Finalentscheidungen so richtig los. Besonders früh muss ÖLV-Diskus-Rekordhalter Lukas Weißhaidinger aus dem Bett: Der Wecker wird um 4.40 Uhr früh läuten, nach einem kurzen Frühstück steht ab 7.30 Uhr Aufwärmen und Einwerfen auf dem Programm. Die Gruppe A startet dann um 09h40 Uhr (jeder Athlet hat 3 Versuche). Wer 64,00 Meter oder weiter wirft, qualifiziert sich automatisch für das mittwöchige Diskus-Finale. Die besten 12 Athleten der Qualifikation sind startberechtigt, nicht weniger als 10 Olympia- und WM-Medaillengewinner stehen auf der Startliste (darunter 3 Olympiasieger, 4 Weltmeister). "Ich bin froh, dass Luki in der ersten Gruppe wirft, da wird's noch um einiges kühler sein. Das heißt, er sollte fürs Finale Kräfte sparen können - sofern alles programmgemäß läuft!" Mit Weißhaidinger werfen u.a. London-Olympiasieger und Lokalmatador Robert Harting/GER, Vize-Weltmeister Danie Stahl/SWE und Ex-Weltmeister Piotr Malachowski/POL. In Gruppe B (ab 11.10 Uhr) starten u.a. Rio-Olympiasieger Christoph Harting/GER und Weltmeister Andrius Gudzius/LTU.

Für Deutschlands Öffentlichkeit steht das Diskuswerfen traditionell im besonderen Fokus, mit den Olympiasieger-Brüdern Robert und Christoph Harting hat man zwei besonders heiße Eisen im Feuer. Dazu liefert der Bruder-Zwist täglichen Extra-Stoff für die Boulevardpresse. "Robert sagt immer, das Olympiastadion wäre sein Wohnzimmer. Hier hat er mit dem WM-Titel 2009 seinen ersten großen Erfolg gefeiert. Ich hoffe, er teilt sein Wohnzimmer ein bisschen mit mir", grinst der 26-jährige Oberösterreicher voller Vorfreude. An das Finale will der zweifache Istaf-Berlin-Sieger derweil noch nicht denken.

"Mein Fokus gilt im Moment der Qualifikation. Ein, zwei Fehler - und du gerätst gleich mächtig unter Druck. Das sollte nicht passieren. Plan A wäre: Gleich im ersten Versuch über 64 Meter werfen und möglichst viel Kraft fürs Finale sparen. Aber so leicht geht's nicht immer von der Hand. Ich bin auf alles vorbereitet", betont Lukas Weißhaidinger. Zwei Disken, einen blauen (von Rio 2016) und einen schwarzen (mit ihm warf er im Mai den aktuellen Rekord von 68,98 m - gleichbedeutend mit Rang 3 in der Weltrangliste) hat er im Gepäck. Minimaler Unterschied: Die Gewichtsverteilung im Randbereich des Diskus. Der blaue ist erste Wahl, der schwarze käme bei extremen Windbedingungen (Gegen- oder Seitenwind) zum Einsatz.

"Berlin taugt mir. Im Olympiastadion haben sie den gleichen Wurfkreis wie wir in der Südstadt. Hier habe ich schon zwei Mal gewonnen. Die Zuschauer kennen und schätzen mich. Natürlich ist das ein kleiner Vorteil. Ich weiß, dass ich hier sehr weit werfen kann", meint Weißhaidinger. "67 Meter wird man für eine Medaille brauchen. Luki hat's drauf", weiß Coach Gregor Högler.

Die Zahlen können sich sehen lassen: 1.572 Athleten aus 49 Nationen sind für die Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin genannt, 270.000 Tickets wurden für die 7 Wettkampftage bereits verkauft, 2.000 Journalisten und 42 TV-Sender berichten. Das Gesicht der EM ist zweifelsohne der Deutsche Robert Harting, 33, Diskus-Olympiasieger 2012, 3-facher Weltmeister, 2-facher Europameister. Sein mehr als 70 Meter hohes Porträt dominiert die Skyline am Kurfürstendamm. Das Duell mit dem jüngeren Bruder Christoph, Rio-Olympiasieger, und einer der Mitfavoriten auf den EM-Titel, ist allgegenwärtig.

"Das Gros der Berliner hält zu Robert, aber die besseren Chancen hat zweifelsohne Christoph. Er ist für mich mit Weltmeister Gudzius der große Favorit auf den EM-Titel", mutmaßt ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler.


Das Diskus-Finale ist für Mittwoch, 20.20 Uhr, angesetzt.