Volles Risiko!
Diamond League-Finale am Freitag (ab 19.40 Uhr) in Brüssel
Die Leichtathletik-Saison geht Freitagabend (ab 17.10 Uhr, Diskuswerfen der Männer ab 19.40) beim Diamond-League-Finale im König Baudouin-Stadion traditionell mit einem Paukenschlag zu Ende. Die besten 8 jeder Disziplin sind startberechtigt. Lukas Weißhaidinger hat als erster männlicher ÖLV-Athlet die Final-Qualifikation geschafft. Der 26-jährige Oberösterreicher und Coach Gregor Högler standen vor dem Abflug nach Belgien noch Rede und Antwort.
Die EM in Berlin ist seit drei Wochen Geschichte. Du hattest gerade mal einen Tag frei. Wie schwer ist es, sich jetzt noch für das Diamond-League-Finale in Brüssel zu motivieren?
Lukas Weißhaidinger: "Ich trainiere seit November 2017 durch, meine Wettkampfsaison hat im April begonnen. Ich hatte insgesamt 15 Starts - 2 stehen noch aus. Die Motivation ist nicht das Problem, schon gar nicht für das Diamond-League-Finale. Da sind nur mehr die besten der Besten mit dabei und es gibt so viel Preisgeld wie sonst nie zu holen. Ich bin Diskuswerfer aus Leidenschaft, aber ich bin anderseits auch Profisportler, muss meine Eigentumswohnung abbezahlen. Die Siegesprämie von 50.000 Dollar könnte ich gut gebrauchen..."
Gregor Högler: "Natürlich hat nach der EM die Spannung ein bisschen nachgelassen. Letzte Woche haben wir dann bewusst ein paar härtere Trainingseinheiten eingestreut, dazu den Wettkampf in Göteborg. Luki hat trotz Regen über 65 Meter geworfen, dabei Vize-Welt- und Europameister Daniel Stahl und den EM-Vierten Simon Pettersson besiegt. Die Vorzeichen stehen durchaus günstig."
Was ist in Brüssel möglich?
Högler: "Realistisch ist ein Platz unter den Top-5. Mit Dacres/JAM, Finley/USA und Hadadi/IRI sind drei Top-Leute am Start, die sich in den letzten Wochen voll und ganz aufs Diamond-League-Finale konzentrieren konnten, während wir auf die EM in Berlin Rücksicht nehmen mussten. Ein Stockerplatz wird deshalb noch härter als sonst zu erreichen sein. Ein Blick aufs IAAF-Ranking sagt alles: Die Top-3 liegen innerhalb von nur 13 Zentimetern, Luki hat als Vierter gerade Mal 74 Zentimeter Rückstand. Jeder der 8 Brüssel-Starter hat sechs Versuche. Da braucht keiner Angst zu haben, nach 3 Würfen draußen zu sein. Sprich: Alle werden voll riskieren und auf den Lucky Punch hoffen. Schließlich warten auf die ersten Drei 50.000, 20.000 bzw. 10.000 Dollar. Das ist für Diskuswerfer viel, sehr viel Geld. Da will jeder zuschlagen - auch Luki!"
Weißhaidinger: "2018 war für mich ein Super-Jahr - mit 3 neuen Rekorden. Meine Bestmarke liegt jetzt über der des Rio-Olympiasiegers. Dazu kam EM-Bronze in Berlin und die Qualifikation fürs Diamond-League-Finale. Jetzt in Brüssel noch ein weiteres Top-5-Resultat und ich kann beruhigt meine Koffer packen. Ich bin - ehrlich gesagt - urlaubsreif!"
D.h. von Brüssel geht's direkt in den Urlaub?
Weißhaidinger: "Wir mussten noch umdisponieren: Das ISTAF-Meeting (2.9.) findet dieses Jahr ohne mich statt. Ich wurde nicht eingeladen. Scheinbar hab' ich Robert Harting - er beendet in Berlin seine Karriere - zuletzt zu oft die Show gestohlen. Stattdessen starte ich am 4. Oktober beim World Challenge-Meeting in Zagreb. Das ist Saisonstart Nummer 17. Dann erst beginnt unser Urlaub (mit Freundin Hanna) mit einer Städtereise nach Hamburg - ein Geschenk meiner Heimatgemeinde für EM-Bronze."