Wiedersehen mit Olympiastadion

05. Juni 2024

Gute Erinnerungen an Diamond-League-Meeting 2022 in Rom: Rang 2 mit 68,30 m

Der Olympia-Bronzemedaillengewinner von Tokio, Lukas Weißhaidinger, weilt seit Mittwochabend in der ewigen Stadt. Freitag sind es ausgerechnet die Diskuswerfer, die um 09:35 Uhr den ersten Wettkampftag der Leichathletik-Europameisterschaft in Rom (ITA, 07. - 12.06.) eröffnen. Am selben Tag, ab 21 Uhr, rittern die Top-12 um die Medaillen. Der 32-jährige Oberösterreicher scheint in der Nennliste mit seiner Saisonbestleistung von 69,04 m - aufgestellt am 22. Mai in Eisenstadt - als Nummer vier auf. Insgesamt 30 Werfer aus 21 Nationen sind startberechtigt - allen voran Weltrekordler Mykolas Alekna (LTU/74,35 m), Weltranglisten-Nummer-1 Kristjan Ceh (SLO/70,48), Clemens Prüfer (GER/69,09) und Olympiasieger, Weltmeister Daniel Stahl (SWE/68,99). Unmittelbar nach der Ankunft sprach der ÖLV-Rekordhalter über seine bisherigen Rom-Erfahrungen, die Ausgangslage und persönliche Erwartungen.

Einstiegsfrage: Was passierte vor knapp zwei Jahren, exakt vor 730 Tagen, in Rom?

Lukas Weißhaidinger (denkt kurz nach, dann antwortet er mit einem Lächeln auf den Lippen): "Das war mein bisher einziger Auftritt in Rom, genauer im Olympiastadion. Beim Diamond-League-Meeting 2022 habe ich erstmals in einem (mehr oder weniger windgeschützten) Stadion über 68 m geworfen - mit 68,30 m den zweiten Rang belegt, noch vor Olympiasieger Stahl. Kristjan Ceh hat das Meeting gewonnen. Ja, ich habe sehr gute Erinnerungen an Rom und das Olympiastadion. Ich freue mich auf ein Wiedersehen am Freitag."

Du bist erst am Montag aus Stockholm zurückgekommen, hast in drei Tagen zwei Diamond-League-Meetings absolviert und in den letzten paar Tagen fünf Stunden im Zug (von Oslo nach Stockholm) und mehr als 12 Stunden im Flieger verbracht, dazu auch noch ein relativ hartes Wurftraining (Dienstag) absolviert. Wie fit fühlst du dich?

Weißhaidinger: "Das (Wurf-) Training am Dienstag war richtig gut. Ich bin top-fit und fühle mich gut vorbereitet. Ich weiß, dass ich - wenn's gut läuft und ich meinen Rhythmus finde - zu richtigen großen Weiten fähig bin. Andererseits, da würde ich lügen, freue ich mich auf Sonntag und die nächste Woche. Da habe ich, ein letztes Mal vor den Olympischen Spielen, trainingsfrei. Das Programm der letzten Wochen war intensiv."

Die Auslosung der Qualifikationsgruppen wird erst im Laufe des Donnerstags offiziell bekanntgegeben. Was wäre dir lieber?

Weißhaidinger: "Ich nehme, was kommt, eh klar. Prinzipiell bin ich lieber in Gruppe B, sprich in der späteren, da hat man schon einen Überblick, wie die Konkurrenz in der ersten Gruppen geworfen hat, welche Weite man (abgesehen von der Direkt-Qualifikationsweite) werfen muss, um im Finale zu stehen. Das gilt auch für Rom: ich würde die Gruppe B präferieren, obwohl es die neue Situation gibt, dass wir Qualifikation und Finale an einem Tag absolvieren müssen. Für einen ausgiebigen Nachmittagsschlaf wird's in jedem Fall reichen, selbst wenn du erst um 14 Uhr im Hotel zurück bist."

Hyper Super Spin (schwarz) oder Space Traveller (blau, wie zuletzt in Oslo und Stockholm) - welchen Diskus wirst du am Freitag zur Hand nehmen?

Weißhaidinger: "Die gute Nachricht: Es macht nicht mehr viel Unterschied. Ich werfe, im Gegensatz zu früher, mittlerweile mit beiden  konstant gut. Aber gefühlsmäßig ist der schwarze die klare Nummer 1. Mit dem Hyper Super Spin der dänischen Marke Denfi habe ich meine größten Erfolge gefeiert. Also wenn beide dort liegen, sprich der Prüfung der Kampfrichter standhalten, greife ich sicher zum schwarzen."

Wie heißt dein persönlicher Favorit auf den EM-Titel?

Weißhaidinger: "Mykolas Alekna, der Weltrekordler und EM-Titelverteidiger, heuer schon 3-facher Diamond-League-Sieger - er ist der Mann, den es zu schlagen gilt. Anmerkung: Stahl und Ceh darfst du trotzdem nicht abschreiben..."

Wie bezifferst du deine Chancen?

Weißhaidinger: "Du brauchst dir nur die Welt-Jahresbestenliste anschauen: 11 Europäer haben heuer schon über 66 m geworfen, sechs davon sogar über 68 m. Mindestens acht Athleten fallen mir spontan ein, die für eine Medaille gut sind. Ich bin dabei, auch wenn ich bei den drei Diamond-League-Meetings heuer noch nicht am Podium war. Mit dem Ergebnis vom 9. Juni 2022 könnte ich mich durchaus anfreunden... Mindestziel: Besser sein als in München 2022 (Rang 9/63,02 m)."

Die wichtigsten Zahlen und Fakten zur EM 2024 in Rom:

- 1.559 Athlet:innen aus 48 Nationen sind an den sechs Wettkampftagen im Einsatz, darunter 34 Titelverteidiger:innen aus München (2022) und 21 Österreicher:innen.

- Für Lukas Weißhaidinger (ÖTB OÖ) ist es seine 3. EM-Teilnahme nach 2018 Berlin (Rang 3, 65,14 m - hinter Gudzius/LTU/68,46 und Stahl/SWE/68,23) und 2022 München (Platz 9/63,02, 1. Alekna/LTU/69,78, 2. Ceh/SLO/68,28, 3. Okoye/GBR/67,14). Bei der EM 2016 in Amsterdam - ein knappes Monat vor Olympia in Rio - fehlte der Oberösterreicher verletzungsbedingt (Mittelfußknochenbruch).

- 30 Diskus-Werfer aus 21 Nationen sind am Freitag mit dabei (GER und LTU stellen je 3 Aktive, FRA, NED, POL und SWE je 2). Nur einer, der Ungar Robert Szikszai, hat heuer noch nicht über 60 m geworfen. Die Top-12 aus der Qualifikation kommen ins abendliche Finale (ab 21.00 Uhr). Die Top-3 von München 2022 und auch die WM-Medaillengewinner von Budapest sind alle mit dabei.

- Am Freitag ist EM-Tag der Schulen in Rom, Schüler:innen, ihre Verwandten und Lehrer:innen dürfen zum Eintrittspreis von einem Euro ins Stadion.

- Der Männer-Diskus wiegt 2 kg (Frauen: 1 kg). Jeder Athlet darf 2 Disken zum Wettbewerb einreichen.

- Am Freitag werden in Rom Temperaturen bis zu 30 Grad erwartet. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt (aktuell) bei o Prozent.

- ORF Sport + überträgt die EM live.